Blutbild

Hinweis

Zum Verständnis:
"Blut ist ein ganz besond'rer Saft" lässt Goethe seinen Faust zu recht sagen.
Um die vielfältigsten Aufgaben bis "in den letzten Winkel" des Körpers, wie
  • den Transport von Sauerstoff, Nahrungsmittel (Glucose) und Stoffwechselprodukten
  • die Abwehr von Krankheitserregern durch Antikörper
  • den Verschluss von Gefäßdefekten durch das Gerinnungssystem
  • die Regulierung der Stoffverteilung und des Wasserhaushaltes in den verschiedenen Körpergebieten (Kompartimenten)
  • die Übermittlung von Botenstoffen
- um nur die wesentlichsten zu nennen - wahrzunehmen, ist das Blut mit den entsprechenden Bestandteilen ausgestattet.
Das Blut (5-6 l beim Menschen) enthält
  • Feste Bestandteile (ca. 40%)
    • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
    • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
    • Blutplättchen (Thrombozyten)
  • Wasser und in Wasser gelöste Bestandteile (Plasma)
    • Eiweiße (Proteine)
    • Ionen (Natrium, Calcium, Magnesium, Kalium)
    • Nährstoffe (Glucose)
    • Stoffwechsel- und Abbauprodukte (Harnstoff, Kreatinin, Bilirubin)
    • Hormone (Thyroxin, Estrogen, Testosteron)
Setzt man dem Blut unmittelbar nach Abnahme gerinnungshemmende Stoffe zu und zentrifugiert die korpuskulären Bestandteile ab, so erhält man als Überstand das Plasma.
Setzt man diese gerinnungshemmenden Stoffe nicht zu, erfolgt eine Gerinnung - meist beschleunigt durch die Glaswand des Proberöhrchens - und damit eine Ausfällung der Gerinnungseiweiße. Den Überstand nach der Zentrifugation nennt man Serum.

Die Feststellung des Blutbildes, d.h. die Ermittlung der Zellarten, ihrer Zahl und ihren Eigenschaften, gehört zu den Basisuntersuchungen.
Man unterscheidet das "Kleine Blutbild" mit der Ermittlung und / oder Berechnung
  • der roten Blutkörperchen,
  • des Verhältnisses der korpuskulären Bestandteile zum Plasma (Hämatokrit),
  • des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin),
  • der weißen Blutkörperchen
  • und
  • der Blutplättchen.
und das sog. "Große Blutbild" (Differentialblutbild), das eine weitere Untersuchung der Leukozyten-Untergruppen umfasst, wie
  • Lymphozyten
    • T-Lymphozyten
    • B-Lymphozyten
  • Granulozyten
    • Neutrophile
    • Eosinophile
    • Basophile
  • Monozyten
deren Behandlung den Rahmen sprengen würde.

Die Angabe der Teilchenmenge wird auf unterschiedliche Volumina bezogen: auf Mikoliter (µl), auf Milliliter (ml) oder auf Liter (l).
Wir beziehen uns hier immer auf 1 l Blut, in dem natürlich sehr viele Teilchen enthalten sind.
So enthält 1 µl Blut mehrere Millionen [106 = Mega (M)], 1 ml mehrere Milliarden [109 = Giga (G)] und 1 l mehrer Billionen [1012 = Tera (T)] an roten Blutkörperchen.
Um die Maßeinheit für die Blutzellen zu vereinheitlichen und die Vorsätze M, G und T anwenden zu können, wurde der allgemeine Begriff "Partikel" (pt) eingeführt.
Enthält also eine Blutprobe 5 Billionen Erythrozyten in einem Liter, so schreibt man:
Erythrozyten: 5,0 Tpt/l und spricht 5 Tera-Partikel pro Liter.
Enthält z.B. eine Blutprobe 8,3 Milliarden Leukozyten in einem Liter, so schreibt man:
Leukozyten: 8,3 Gpt/l und spricht 8,3 Giga-Partikel pro Liter.
Erythrozyten
Funktion Die Erythrozyten transportieren den Sauerstoff, indem sich dieser im Innern der Zellen an das Hämoglobin anlagert. Die Zellen haben ein scheibenförmiges Aussehen mit einer beidseitigen Vertiefung. Sie sind extrem verformbar, sodass sie auch enge Blutgefäße (Kapillaren) passieren können. Durch in die Zellwand eingelagerte elastische Proteine ist ihre ursprüngliche Form wieder herstellbar. Für ihre Generierung im Knochenmark sind Eisen, Vitamin B12 und Folsäure notwendig. Nach einer Lebensdauer von etwa 120 Tagen werden sie vorwiegend in der Milz abgebaut und ihre Bestandteile größtenteils dem Organismus wieder zugeführt.
Normalwerte Frauen: 4,1 - 5,9 Tpt/l
Männer: 4,5 - 5,1 Tpt/l
Erniedrigung bei
  • akutem Blutverlust, wobei zunächst kein Abfall beobachtbar ist, da Erythrozyten und Plasma in gleicher Weise verloren gehen
  • fehlerhaftem und / oder ungenügendem Aufbau
  • zu schnellem Abbau oder einer Zerstörung (Hämolyse) im Organismus
Erhöhung bei
  • verringertem Sauerstoff in der Atmosphäre, z.B. in großen Höhenlagen
  • Sauerstoffmangelversorgung im Organismus, z.B. chronische Lungen- und Herzkrankheiten
  • Überproduktion im kranken Knochenmark

Ery



Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Funktion Das Hämoglobin ist ein komplexer Eiweißkörper, der in seiner Mitte die sog. Hämgruppe - mit einem Eisenatom in zentraler Stellung - trägt. Das Eisenatom befindet in einer sog. wasserfeindlichen (hydrophoben) Tasche, um es bei Abwesenheit von Sauerstoff vor einer Oxidation zu schützen. Sauerstoff lagert sich zum Transport an dieses Eisenatom an, wodurch das Blut eine hellrote Färbung annimmt. Gleichzeitig verformt sich der Eiweißkörper in eine gespannte Form, die energetisch für das Molekül garnicht so günstig ist. Dadurch wird der Sauerstoff an die Zellen wieder bereitwillig abgegeben, die ihn für den Stoffwechsel benötigen. Im Austausch gegen Sauerstoff wird dabei Kohlendioxid aufgenommen.
Interessant ist, dass das fetale Hämoglobin sich vom mütterlichen in einer Aminosäure innerhalb der hydrophoben Tasche unterscheidet. Diese verursacht eine weniger gespannte Form des Moleküls bei der Sauerstoffbindung, wodurch das Bindungsbestreben (Affinität)zu Sauerstoff größer ist als das des mütterlichen Blutes. Der Übergabe des Sauerstoffs vom mütterlichen an das fetale Blut über die Placenta wird dadurch ermöglicht.
Kohlenmonoxid und Blausäure, bzw. deren Salze (Zyankali) haben eine größere Affinität zum Hämoglobin als Sauerstoff. Bei einer Vergiftung kann kein Sauerstofftransport über das somit blockierte Hämoglobin erfolgen und es kommt zur Erstickung bei funktionierender Atmung.
Normalwerte Frauen: 12,3 - 15,3 g/dl
Männer: 14,0 - 17,5 g/dl
Erniedrigung bei Blutarmut (Anämie) oder Erhöhung des Plasmavolumens durch Hyperhydration bei Schwangerschaft (Pseudoanämie)
Erhöhung bei s. Erythrozyten

Hb

Hämatokrit (Hk)
Funktion Der Hämatokritwert wird ermittelt, indem Blut in einem Röhrchen mit geringem Durchmesser zentrifugiert und die Länge der Blutzellsäule durch die Länge der Gesamtsäule dividiert wird.
Normalwerte Frauen: 0,347 - 0,447
Männer: 0,360 - 0,482
Erniedrigung bei
  • Schwangerschaft
  • Leistungssportlern durch Vermehrung des Plasmavolumens bedingt durch eine physiologische Adaption

  • Blutverlust
  • Zuständen mit Vermehrung des Plasmavolumens, z.B. intraoperative Hyperhydratation durch Plasmaexpander oder internistische Erkrankungen
Erhöhung bei
  • Neugeborenen bis zu 0,7 unmittelbar nach der Geburt
  • Polyglobulie durch eine vermehrte Ausschüttung Erythropoietin bedingt duch eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Nierenbewebes, z.B. durch Lungen- oder Herzkrankheit.
    Der Hk kann auch bei Leistungssportlern nach Training in großen Höhen oder Gabe von Erythropoietin (Doping) ansteigen. Bei zu hohen Hk-Werten (Dopingkontrolle) ist die Fließgeschwindigkeit des Bluts vermindert, wodurch lebensgefährliche Situationen eintreten können.

  • Verminderung der flüssigen Blutbestandteile durch starke Entwässerung des Körpers (Hypohydration)

Hk

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Funktion Die Leukozyten werden auch als die "Polizei des Blutes" angesehen, da sie entscheidend an der Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern beteiligt sind.
Die Abwehrfunktion des Blutes gegenüber Eindringlingen wie Mikroben,, Fremdstoffen, abewandelten Eiweißen u. a. vollzieht sich einerseits über im Blut gelöste spezifische Abwehrstoffe (Antikörper), über unspezifische Faktoren im Blut (Interferone) und durch die weißen Blutzellen(Neutrophile Granulozyten), die als "Fresszellen" die eingedrungenen Bakterien oder körperfremden Zellen umfließen,, in den Zellkörper aufnehemen und verdauen.
Dabei können die Leukozyten absterben. Sie verfetten dann und bilden zu Millionen mit anderen Zellen und Wundsekreten den Eiter.
Normalwerte 4,4 bis 11,3 Gpt/l
Erniedrigung bei schwersten Infektionen als Folge der Erschöpfung des Abwehrsystems, bei Schädigung des Knochenmarks durch beispielsweise Medikamente, radioaktive Strahlung oder chemische Substanzen oder bei Virusinfektionen.
Erhöhung bei der "Auseinandersetzung" des Körpers mit Entzündungen, die durch Bakterien, Pilze und Parasiten (Malaria) hervorgerufen wurden. Streß und Schockzustände rufen eine kurzzeitige Vermehrung hervor. Stark ausgeprägte Erhöhungen resultieren sich bei Leukämien.
Leukämien sind krebsartige Vermehrungen reifer und unreifer Leukozyten im Knochenmark, die den Körper überschwemmen, andere Blutbestandteile verdrängen und Abwehrsystem, Blutgerinnung und Sauerstofftransport lahmlegen können.

Leuko


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