Beurteilung der diagn. Aussagekraft einer Laboruntersuchung | ||
Mit welcher Sicherheit können wir erwarten, dass ein Patient, dessen Untersuchungsresultat ausserhalb des Normalbereiches liegt, tatsächlich an der Krankheit X leidet? Um das zu beurteilen, reicht die Kenntnis von diagnostischer Empfindlichkeit und Spezifität des Untersuchungsverfahrens nicht aus.
Beispiel: Empfindlichkeit : 90% Spezifität: 90%. Wie sieht das Untersuchungsergebnis aus?
P = 45 / 140 = 0,32; d.h. 32%.
Die Wahrscheinlichkeiten, die angeben, wie häufig bei positivem Laborwert mit der Krankheit, bzw. bei negativem Wert mit dem Fehlen der Krankheit zu rechnen ist, werden als Prädiktive Werte bezeichnet. Während Empfindlichkeit und Spezifität Wahrscheinlichkeiten sind, die das Untersuchungsverfahren charakterisieren, gestatten es die Prädiktiven Werte, die diagnostische Aussagekraft zu beurteilen. Ihre Berechnung erfolgt mit Hilfe des Theorems von BAYES: [ P(T+ | K+) ], ist der Prädiktive Wert die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem positiven Testergebnis die Krankheit auch vorliegt: [ P(K+ | T+) ]. Die Wahrscheinlichkeit für das gleichzeitige Eintreffen der beiden Ereignisse (symbolisiert mit dem Zeichen "∩") Krankheit vorhanden (K+) und positives Testergebnis (T+) ergibt sich nach dem Multiplikationsgesetz der Wahrscheinlichkeitsrechnung aus der Wahrscheinlichkeit, mit der die Krankheit überhaupt vorhanden ist [ P(K+) ] (= Prävalenz) multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit, mit der ein positives Testergebnis bei vorhandener Krankheit dann auch vorliegt: P(K+ ∩ T+) = P(K+) P(T+ | K+). Gleichbedeutend kann auch gesagt werden, dass die Wahrscheinlichkeit mit der K+ und T+ gleichzeitig auftreten gleich der Wahrscheinlichkeit ist, mit der überhaupt eine positives Testergebnis eintritt multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit, mit der dann auch eine Krankheit vorliegt: P(K+ ∩ T+) = P(T+) P(K+ | T+). Sezt man die beiden letzten Ausdrücke gleich, P(K+) P(T+ | K+) = P(T+) P(K+ | T+), so erhält man durch Umformen nach P(K+ | T+)einen Ausdruck (Spezielle Bayes-Formel) für die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Krankheit bei positivem Testergebnis: P(K+) | T+) = P(K+ P(T+ | K+) / P(T+). Die totale Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines positiven Ergebnisses überhaupt ergibt sich aus der Summe der Wahrscheinlichkeiten, mit dem das positive Testergebnis bei Kranken und Gesunfen auftritt (Totale Wahrscheinlichkeit): P(T+) = P(K+ ∩ T+) + P(K- ∩ T+).
Die Anwendung des Multiplikationsgesetzes wiederum ergibt P(T+) = P(K+) P(T+ | K+) + P(K-) P(T+ | K-).
Setzt man diesen Ausdruck in die Gleichung für P(K+ | T+) ein und dividiert Zähler und Nenner durch P(K+) P(T+ | K+),
so ergibt sich für den Positiven Pädiktiven Wert:Darin bedeuten: P(T+ | K-): Unspezifiät P(T+ | K+): Empfindlichkeit. P(K+); P(K-): Bei einer angenommenen Spezifität und Sensitivität von 95% und wächst der Positive Vorhersagewert von 8,7% über 50% auf 95% mit Steigerung der Prävalenz von 0,5% über 5% auf 50%, z.B. durch vorherige körperliche Untersuchung. Der Negative Prädiktive Wert gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der Träger eines normalen Laborwertes tatsächlich frei von der auszuschließenden Krankheit ist: P(K- | T-). Im Übrigen gilt auch hier das bereits zum positiven Prädiktiven Wert ausgeführte, nur eben auf den Zustand "Nichtkrank" bezogen.
Berechnung: |