Diagnostische Effizienz

Dies ist die Wahrscheinlichkeit, mit der sowohl bei Vorhandensein als auch bei Fehlen der Krankheit X eine richtige Zuordnung durch den Labortest erfolgt.

Effizienz = (RP + RN) / (RP + FN + RN + FP) = (RP + RN) / Alle

Gegenstück hierzu ist die Ineffizienz, d.h. die Wahrscheinlichkeit mit der in beiden Fällen eine falsche Zuordnung zu erwarten ist:

Ineffizienz = (FP + FN) / (RP + FN + RN + FP) = (FP + FN) / Alle

Was bedeutet nun diese bedingten Wahrscheinlichkeiten für den diagnostischen Wert?
Um das zu beurteilen, ist es notwendig, Empfindlichkeit und Spezifität im Zusammenhang zu betrachten:

  • Verschieben wir den Schwellenwert in der unteren Abbildung nach rechts (d.h. Erweiterung des Normalbereiches), wird die richtige Zuordnung der Individuen aus der Gruppe "Krankheit X nicht vorhanden (K-)" verbessert. Die Spezifität steigt. Gleichzeitig verschlechtert sich aber die Zuordnung der Individuen der Gruppe "Krankheit X vorhanden (K+)". Die Empfindlichkeit sinkt.
  • Umgekehrtes passiert, wenn der Schwellenwert nach links verschoben wird (d.h. Einengung des Normalbereiches).
  • Extremwerte stellen diejenigen Schwellenwerte dar, bei denen entweder die Empfindlichkeit oder die Spezifität 100% betragen.
  • Zwischen diesen Extremen liegt der Entscheidungspunkt, an dem die Effizienz ihr Maximum bzw. die Ineffizienz ihr Minimum hat.
  • Entscheidend für die Wahl der Referenzbereichsgrenzen ist also immer das Verhältnis, in dem Empfindlichkeit und Spezifität zueinander stehen.


    Die tatsächliche Festlegung des Entscheidungsbereiches und damit des Referenzbereiches für die klinische Diagnostik nicht willkürlich , sondern hängt den klinischen Voraussetzungen ab:

  • Höchste Empfindlichkeit ist erforderlich, wenn die Krankheit auf keinen Fall übersehen werden darf, eine erfolgreiche Behandlung möglich ist und die falsche Einordnung relativ vieler Nichtkranker in die Gruppe der Erkrankten (infolge der niedrigen Spezifität) für diese nicht zu einer schweren, möglicherweise gefährdenden Belastung wird.
    Beispiele:
    • Hypothyreose
    • maligne Tumore mit guter Heilungschance.
  • Höchste Spezifität wird benötigt, wenn eine schwere Erkrankung diagnostiziert werden soll, für die es aber keine befriedigende Therapie gibt, und ein falsch positives Resultat den Patienten schwer belasten würde.
    Beispiele:
    • Multiple Sklerose
    • maligne Tumore mit schlechter Prognose.
  • Höchste Effizienz ist nötig, wenn die Erkrankung schwer, die Behandlung erfolgreich möglich, allerdings mit ernsten Nebenwirkungen belastet ist und deshalb sowohl falsch negative als auch falsch positive Untersuchungsergebnisse für den Patienten folgenschwer sind.

  • Beispiele:
    • Myocardinfarkt
    • Morbus HODKIN
    • Diabetes mellitus
    • Meningitis infectiosa